Historie der Feuerwehr Stuttgart Stammheim
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- Veröffentlicht: Mittwoch, 26. Dezember 2012 14:00
- Geschrieben von Rolf Baumeister
Feuerwehr Stammheim - unsere Geschichte
In mühevoller Arbeit hat unser Kamerad Rolf Baumeister Stück für Stück unserer Historie recherchiert.
Es war nicht immer einfach, kostete viel Zeit und Geduld um z.B. "Altdeutsche-Schriften" zu lesen und Fahrzeugdaten zu recherchieren.
Sicherlich ist unsere Historie zum jetztigen Zeitpunkt noch nicht komplett. Jedoch möchten wir Ihnen,
in unserem ersten Teil, die spannende Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Stuttgart Stammheim nicht vorenthalten. In weiteren Teilen werden wir Ihnen noch weitere "Historische-Schmankerl" präsentieren.
Haben Sie altes Bild- oder Zeitungsmaterial über die Feuerwehr Stammheim? Oder können Sie von einer besonderen Situatuion berichten, welche Sie mit der Feuerwehr Stammheim verbindet?
Dann würden wir uns sehr freuen, wenn Sie sich bei uns melden. Schreiben Sie uns einfach eine E-Mail an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim "erforschen" unserer Geschichte.
Ihre Freiwillige Feuerwehr Stuttgart Stammheim
Über Stuttgart-Stammheim
Stammheim wurde 1181 erstmals urkundlich erwähnt, befinden sich in der dortigen Kirche noch heute die Grabsteine der Herren von Stammheim. Das Schloss, das sich der letzte Ritter von Stammheim bauen ließ, ist eine dreiflügelige Anlage mit einem Treppenturm. Das Anwesen war im Besitz einer Freiherrin, später eines Kaufmanns und eines Fabrikanten. Heute dient das Schloss als Altersheim. Die damals selbständige und zum Landkreis Ludwigsburg gehörende Gemeinde Stammheim wurde am 1. April 1942 nach Stuttgart eingemeindet. War früher die Landwirtschaft Hauptertragsquelle für die Bevölkerung, so ist Stammheim heute zu einem beliebten Wohnort für die Beschäftigten der nahe gelegenen Industriestandorte Stuttgart-Feuerbach, Stuttgart-Zuffenhausen, Kornwestheim und Ludwigsburg geworden. Die Einwohnerzahl Stammheims ist von 1.400 Einwohnerinnen und Einwohnern zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf heute ca. 12.200 angewachsen.
Die Stammheimer Feuerrotten
Der Ort Stammheim war früher im wesentlichen ein Rittergut, der nach dem Tod des letzten Stammheimer Herrn in kaiserliche Zwangsverwaltung kam, bis das Haus Württemberg 1787 Schloss und Güter kauften und durch einen Beamten des Stabsamtes verwalten ließ. Neben ihm stand ein Schultheiß, der die übrigen Angelegenheiten der Einwohner ordnete. Darüber kann kein Zweifel bestehen, dass Hofkammerverwaltung und Schultheißamt in Stammheim die Feuerwehrordnung von 1808 strikt durchführte und es hier der nochmaligen königlichen Mahnung vom 17. Juni 1816 nicht mehr bedurfte, denn die Stammheimer Feuerwehr ist anlässlich eines im Jahr 1818 in Stuttgart ausgebrochenen größeren Brandes zur Hilfeleistung mit herangezogen worden. Allerdings wurden die Stammheimer Feuerwehrrotten dann später durch ein Schreiben der königlichen Regierung des Neckarkreises für künftige Fälle von ihrer Hilfspflicht entbunden, da sie „als zeitraubend und kostspielig" empfunden wurde.
Eine Feuerwehr Stammheim gibt es seit dem Jahre 1825. Ursprünglich war die Feuerwehr Stammheim als so genannte Rottenwehr für die Stammheimer Bürgerinnen und Bürger im Schadensfall zur Stelle. Das urkundlich bestätigte Gründungsjahr als Freiwillige Feuerwehr Stammheim ist auf das Jahr 1881 datiert. Somit gehört die FF Stammheim zu den ältesten Freiwilligen Feuerwehren in Stuttgart.
Unsere Rottenfahne
Aus dieser amtlichen Dokumentation ist abzuleiten, dass die Stammheimer Feuerwehr schon in der Zeit der Rotte bestand und auch tätig war. Nach aussen sichtbar gemacht wurde die Rotte durch die in der Feuerlösch – Ordnung von 1808 vorgeschriebenen Rottenfahne, die aber offenbar erst 1825 angeschafft wurde.
Die Fahne zeigt das Stammheimer Ortswappen und im unteren Feld eingestickt „Feuerwehr Stamheim“. Die Fahne wurde 1974 von der Stuttgarter Fahnenfabrik Böbe & Michelfelder, heute Fa. Dommer, bestätigt und entspricht in Stoff und Bearbeitung jener Zeit, auch im Vergleich mit einer Rottenfahne der Gemeinde Höfingen aus dem Jahr 1854.
Da die Rottenfahne nur in Brandfällen mitgeführt werden musste, verblieb sie in der übrigen Zeit stets im Feuerwehr – Magazin. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Rottenfahne nur wenig in der Erinnerung der Bevölkerung ist.
Damals waren in Stammheim die Feuerwehrgeräte in der alten Kelter - heute steht dort das Gemeindehaus - untergebracht. Hier trainierten auch die Stammheimer Turner und Boxer. Sprich das Gebäude war damals schon von vielen Stammheimer Bürgerinnen und Bürgern genutzt. Bis zum 23. April 2016 war die Feuerwehr Stammheim in diesem Gebäude in der Korntaler Strasse 1 zuhause.
Nachdem der Neubau des neuen Feuerwehrhaus am südlichen Ortsrand von Stammheim im April 2016 fertiggestellt wurde, ist die Stammheimer Feuerwehr in der Stammheimer Strasse 140 Zuhause. Dieses Gebäude wurde ausschließlich für die Bedürfnise einer Feuerwehr geplant und gebaut.
Das Gebäude in der Korntaler Strasse wurde 1933 altersbedingt abgerissen. Bei dieser Gelegenheit wurde die verloren geglaubte Rottenfahne wieder aufgefunden. Doch nun führte die politische Situation der damaligen Zeit zur Auflösung bzw. Gleichschaltung aller Vereine und Wegnahme ihrer Einrichtungen und Symbole, sofern diese nicht vorher beiseite gebracht wurden. So verschwand auch die Rottenfahne der Stammheimer Feuerwehr erneut und tauchte erst nach 1945 wieder auf.
Seit mehreren Jahren hat die Fahne den ihr gebührenden Platz im Feuerwehrhaus Stammheim gefunden.
Erste Organisation der Stammheimer Feuerwehr
Über die Mannschaftsstärke der Stammheimer Feuerwehr nach Einführung der Feuerlöschordnung 1808 konnte leider nichts in Erfahrung gebracht werden, doch wurden in einem Gemeinderatsprotokoll vom 23. Oktober 1836 folgende Niederschrift gefunden.
„Bei der am 15.d.M. angezeigten Feuerbrunst in Markt – Gröningen ( Markgröningen)
wo Feueralarm geschlagen wurde, hat sich nur David Schwarz, ledig, gezeigt mit seinem Pferd an die Feuerspritze zukommen und Georg Lörcher und Hirschwirt Gönner zum Feuerreiten. Die übrigen Rossbauern wo zum Feuerreiten und an die Feuerspritze zukommen haben, sind zu Hause geblieben, bis man Sie herbeirufen musste. Die Schuldigen wurden zu 1f 30 x (1 Gulden, 30 Kreuzer) bestraft“
Im Dezember 1845 gaben die Spritzenmeister Georg Müller und Johannes Mäule ihr Amt ab.
Neu bestellt wurden als solche Georg Geißendörfer und Friedrich Bader.
Nach einem Bericht des Gemeinderats vom Jahr 1881 wurde eine Steigerabteilung von 12 Mann eingekleidet
und ab 1884 vier Spritzenmeister mit einem Jahresgehalt von je 7 Mark bestellt.
Eine erste genaue Mannschaftsstärke ergibt sich aus dem Gemeinderatsbericht vom 16. August 1886 wie folgt:
1 Kommandant, 1 Vizekommandant, 2 Hornisten
I. Zug: Zugführer und 20 Mann Steiger, Retter und Schlauchleger
II. Zug: Mannschaften zur I. Spritze, 1 Zugführer, 1 Spritzenmeister und 1 Stellvertreter, 16 Pumpenmannschaften
III. Zug: Ablösungsmannschaften zur I. Spritze, 1 Zugführer und 16 Pumpenmannschaften
IV. Zug: Mannschaft zur II. Spritze, 1 Zugführer, 1 Spritzenmeister und 1 Stellvertreter, 16 Pumpenmannschaften
V. Zug: Ablösungsmannschaft zur II. Spritze
VI. Zug: 1 Zugführer, 24 Mann Wasserträger und Schöpfer
VII. Zug: 1 Zugführer und 20 Mann Flüchtlings- und Wachmannschaften
Zu dieser Zeit waren an Geräten vorhanden:
1 zweistrahlige Saugfeuerspritze
1 einstrahlige Kastenspritze mit Standrohr
1 Handspritze
12 Meter hanfene und lederne Druckschläuche
4 Dachleitern
2 Feuerhaken
2 Feuerhaken mit Ketten und Seil
2 Erdölfakeln
12 Butten
6 Schapfen
1 Schlauchbrücke
1 Doppelhaken mit 2,50 Meter langem Stiel
Dazu kamen noch:
2 Anstellleitern
2 Stützleitern mit Bockleiter – Vorrichtung
1 Rädergestell für den Leiterntransport
Das Material war zum Teil im Rathaus und zum Teil in der Kelter untergebracht, wo allerdings das Sprungtuch und die Schläuche immer wieder von den Ratten zerfressen wurden.
Löscharbeiten kosten Geld
Nach einer Gemeindepflegerrechnung aus dem Jahr 1837
- Wenn die Spritze nicht über die Markung kommt für das 1. Pferd 30 Kreuzer, für das 2. Pferd 24 Kreuzer
- Für einen Feuerreiter ein Ritterlohn von
- 24 Kreuzer nach Zuffenhausen,
- 30 Kreuzer nach Schwieberdingen,
- 30 Kreuzer nach Ludwigsburg
- und 40 Kreuzer nach Stuttgart
- Wenn die Spritze auf 3 Stunden weit kommt, wurden für 2 Pferde 3 Gulden ausgesetzt, wobei aber bemerkt wird, dass keine Fütterung an Ort und Stelle passierte.
Das Gehalt der Spritzenmeister wurde für Reinigen und Einschmierung der Spritze auf 45 Kreuzer festgesetzt.
Wenn aber die Spritze fort muss, soll jedem von der Stunde Entfernung 12 Kreuzer aus der Gemeindekasse bezahlt werden. Um die notwendigen Geldmittel zur Unterhaltung der Feuerwehr und ihren Auslagen hereinzubekommen, wurde von den Einwohnern eine Umlage erhoben. Diese wurde 1874 nach Umstellung der Guldenwährung auf Markwährung auf 4 bis 10 Mark - für alle männlichen Einwohner die keinen Feuerwehrdienst leisten festgesetzt. Aus dieser Feuerwehrabgabe erhielt die Wehr von der Gemeinde 2 Drittel, doch reichten diese Mittel nicht aus um die ganzen Kosten zu decken.
Bei der Vereinsgründung der Freiwilligen Feuerwehr im Jahr 1908 betrug das ganze Vermögen der Wehr 94,03 Mark und da die finanzielle Situation des Vereins nicht besser wurde, kam es 1914 zur Aufnahme eines Darlehen von 1000 Mark von Gottlob Klumpp. Dieses wurde erst im Jahr 1920 endgültig getilgt.
Zu diesem Zeitpunkt beschloss der Gemeinderat zum Zweck der Gründung einer Feuerlöschkasse dem Verein künftig die ganze Feuerwehrsteuer zu überlassen mit der Maßgabe, dass die Wehr künftig alle Gerätschaften anzuschaffen und den Geräteverwalter und seine Gehilfen zu bezahlen habe.
Von der Feuerwehrpflicht zur Freiwilligen Feuerwehr
Ums Jahr 1900 herum wurde in Stammheim wiederholt der Versuch gemacht, von der Feuerwehrpflicht loszukommen und eine Freiwillige Feuerwehr zu gründen. Doch das Oberamt Ludwigsburg sah dazu die Voraussetzungen noch nicht erfüllt. So konnte das geplante Vorhaben erst zum 1. April 1908 durchgeführt werden. Es gab auch ein Feuerwehrverein der 1908/1909 aufgelöst wurde und das Guthaben an die Feuerwehr übergeben wurde. Im „Gasthaus zur Krone“ wurde ein Verein von Freiwilligen gebildet, welcher die Aufgaben hat, nach Maßgaben der allgemeinen Vorschriften sowie der Bestimmungen der Bezirks- und Lokalfeuerlöschordnungen den gesamten Lösch- und Rettungsdienst in der Gemeinde, in den Nachbargemeinden, sowie bei Waldbränden zu übernehmen und sich hierzu in entsprechender Weise regelmäßig zu üben.
Die Feuerwehrkommandanten und Ihre Stellvertreter bis heute
Zeitraum |
Kommandant |
1. Stellvertreter |
2. Stellvertreter |
---|---|---|---|
1901 bis 1908 |
Johannes Krebs |
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1908 bis 1910 |
Christian Erkert |
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1910 bis 1935 |
Karl Stein |
|
|
1935 bis 1940 |
Karl Jung |
|
|
1940 bis 1956 |
Adolf Hess |
|
|
1956 bis 1967 |
Karl Blanz |
|
|
1967 bis 1982 |
Hans Hoffmann |
Heinz Scheck |
Fritz Krebs |
1982 bis 1986 |
Heinz Scheck |
Dr. Günther Kaiser |
Fritz Krebs |
1986 bis 1991 |
Heinz Scheck |
Dr. Günther Kaiser |
Eberhard Gühring |
1991 bis 2001 |
Heinz Scheck |
Werner Gühring |
Rolf Baumeister |
2001 bis 2006 |
Werner Gühring |
Rolf Baumeister |
Hanspeter Hoffmann |
2006 bis 2011 |
Werner Gühring |
Rolf Baumeister |
Mario Bader |
2011 bis 2014 |
Werner Gühring |
Mario Bader |
Thomas Eppinger |
2014 bis 2019 |
Christian Frey |
Thomas Eppinger |
Alexander Böhm |
seit 2019 | Thomas Eppinger | Andreas Frick | Sascha Seyfang |
Musikzug
Da Hornisten und Tambour von jeher zum Stab der Feuerwehr Stammheim gehörten, war es zur Aufstellung eines Spielmannszuges auch in Stammheim nicht weit.
Die Angehörigen der Freiwilligen Feuerwehr Stammheim opferten 1924 das Übungsgeld eines ganzen Jahres in Höhe von 1.000 Mark. Nachdem Schultheiß Renz noch eine Ortsammelliste für den gleichen Zweck genehmigte, waren die Mittel für die Aufstellung eines Musikzuges mit zunächst 11 Instrumenten vorhanden. Die Leitung dieser Abteilung übernahm Karl Stolz. Der Musikzug bestand aus 22 Mann.
Nach 1945 wurde der Musikzug von der Feuerwehr ausgegliedert. Es entstand der Musikverein Stammheim, der 1970 aufgelöst wurde.
Quellenangabe:
Rolf Baumeister - Freiwillige Feuerwehr Stuttgart - Stammheim
Herr Branddirektor Haase - Feuerwehr Stuttgart
Unterlagen Feuerwehr Stuttgart